Depression ist die Zukunft. Nico Semsrott ist somit ein Trendsetter,
denn er ist sehr schlecht drauf. Warum, das weiss er selbst nicht so
genau. Sonst wäre er ja nicht depressiv. Auf jeden Fall ist die Welt
schuld. Das schlechte Bildungssystem. Der Druck. Der Wettbewerb. Angst.
Entfremdung. Religion. Angela Merkel. Und er selbst. Kein Wunder, dass
er sich da verzettelt. Und zwar sprichwörtlich. Seine traurigen
Kurzreferate liest er von Zetteln ab. Fürs Auswendiglernen fehlt ihm
einfach die Motivation. Mit diesem «Konzept» gewann er über 100 Poetry
Slams auf Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum und eine ganze Reihe von Comedy-Preisen. Semsrott: «Für einen Loser bin ich ein ziemlich
schlechter Verlierer».
In seinem ersten
Soloprogramm stellt sich Nico Semsrott gleich der wichtigsten Frage
überhaupt: Was ist Freude? Worum geht es im Leben? Ist das Leben nur ein Investitionszeitraum? Ein Bad im Quallenschwarm? Eine nicht enden
wollende Castingshow? Oder ist das Leben doch nur eine Krankheit, die
per Sex übertragen wird und in jedem Fall tödlich endet? Und: Gibt es
überhaupt Gründe sich zu freuen? Auf jeden Fall ist das Dasein schlimm.
Sehr schlimm.
Kritisch, absurd und – zum Heulen komisch
Nico Semsrott zeigt, was er am Besten kann: konsequente
Leistungsverweigerung. Er fühlt sich missverstanden und sieht seinen
Erfolg als Mobbing. Warum er immer über Depressionen redet? Weil man
sich an dem Thema so gut aufhängen kann. Woher er kommt? Aus Versehen.
Wie man ihn findet? Wenn man bei Youtube «scheitern» eingibt, ist er der erste Treffer.