Do 10.03.2016 20:00 Uhr

Sebastian Krämer

Lieder wider besseres Wissen. Romantische Studien im Selbstversuch – ein Gegenprogramm zu Einsicht und Vernunft.

La Cappella
Bitte einsteigen und Bügel schliessen! Das deutsche Chanson nimmt Fahrt auf. Da wird Selbsterfahrung zur Achterbahn.

Nun ist der Krämer komplett durchgedreht. Baut um seine fassungslosen Zeitgenossen ein musikalisches Mondstudio und allerhand gedankliche Nebelmaschinen, die munter vor sich hin paffen. «Das Schicksal umfror uns mit fahler Noblesse ...» Verse von seltener Opulenz taumeln als französischer Walzer auf einem harmonischen Vulkan daher, ein Danse Macabre nebst Kreuzreim: die formvollendete Einladung zu einer Runde im «Hell Express». Serviert mit Coolness und Grandezza, als wäre der Teufel hinter diesem Mann am Klavier her, und wahrscheinlich ist er das auch. Spitzbübisch, aber tiefenlastig gräbt sich Krämers Klavierspiel in die Seele, während seine Stimme nonchalant mit dem Verstand spazieren geht.  

Die Songs führen unter Einsatz allerhand chromatischer Finessen geradewegs in die schwadenumwobenen Abgründe einer romantischen Weltsicht. Es ist die Hingabe ans wissentlich Falsche, das Pathos des Irrens, dem Krämer sich verschrieben hat. Zwar mit gekreuzten Fingern hinterm Rücken, aber dennoch rettungslos. Ironie ist Teil des Problems, sie zieht die arme Seele nur noch tiefer hinein ins Verderben.  

Apropos Liebe: die bleibt uns hier keineswegs erspart. Ebenso unvollständig jedoch wäre das romantische Themenfeld ohne einen Hund im Güllebad, den Niedergang der DVD und ihm vorauseilende nostalgische Gefühle, ein höllisches Fahrgeschäft mit Spätfolgen, Alpo den Waldgeist und – eine verträumte Armbanduhr. Spätestens seit Krämer den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Chanson (2009) und den Deutschen Kabarettpreis (2012) in der Tasche hat, sieht er von der Beschäftigung mit aktuellen Aufregern konsequent ab. Übrigens glaubt er, dass Wahrheit im Lied nur als matt durchscheinende, nicht als vorgeführte, zu gewinnen sei. Vielleicht gibt es sogar Wahrheiten, die er gar nicht kennt: das unterscheidet ihn von einem Kabarettisten. Sich Zustimmung durch die Artikulation bedenkenlos teilbarer Richtigkeiten zu sichern, ist Krämers Sache nicht.  

«Einer der größten Kleinkünstler Deutschlands.»
rbb stilbruch
«Krämer ist in gleichem Maß Musiker wie Poet.»
taz
«Ein Abend mit Sebastian Krämer ist wie das Lesen eines faszinierenden Buches. ... er macht das Alltägliche zu etwas Großem, erzählt die Geschichten von dem, was uns umgibt, dreht Märchen aus ihnen, denen er ihr Geheimnis lässt.»
Kieler Nachrichten

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Zusatzinfo Wärmstens empfohlen von BODO WARTKE!
Sprache Hochdeutsch
Ort La Cappella