Anette Herbst ist dem Phänomen heruntergezogener Mundwinkel dicht auf den Fersen und seziert mal wieder Alltägliches. Gut gelaunt natürlich.

Wir erscheinen als ein Volk der heruntergezogenen Mundwinkel. Das persönliche Lächeln übernehmen längst sogenannte Smileys, die wir sinnentleert überall hinzufügen. Dabei galt Lächeln doch als freundlichste Art, dem Gegenüber die Zähne zu zeigen. Wohin ist sie entschwunden, unsere Leichtigkeit des Lächelns? Und wo zum Teufel steckt unsere gute Laune? Anette Herbst durchforstet den Alltag und stösst dabei auf Allerlei, was uns den nämlichen gehörig vergällen kann. Wen wundert’s, wenn uns bei all dem das Lachen hin und wieder im Halse stecken bleibt. Und sonst passiert auch noch jede Menge, etwa das: Es war um zehn Uhr abends im Speisewagen. Die Serviceangestellte kam mit dem Blick «Mist, Gäste!» auf uns zu. Ihr Liebreiz war bereits abgefahren. Ihr «Bitte?!» und ihr fast zeitgleiches Ausatmen, welches einem Schnauben nicht unähnlich war, verriet, dass sie uns für unsere Bestellung gerne auf den Mond oder sonst wohin geschossen hätte. Augenblicke später knallte sie uns die Getränke auf den Tisch. Ich war beeindruckt und sagte zu meinem Gegenüber: «So sieht gute Laune aus!»

Schauspielerin, Kabarettistin, Moderatorin
Anette Herbst ist unterfränkisch aufgewachsen und lebt und lacht seit 2002 in ihrer Wahlheimatstadt Basel. Hier dichtet sie, hier spinnt und spannt sie Geschichten rund um die Eigenarten, Geheimnisse und Alltäglichkeiten des ganz unnormalen Lebens. Anette Herbst ist Schauspielerin, Kabarettistin, Autorin, Dichterin, Linkshänderin und immer wieder Moderatorin. Fragt man sie, welche der Bezeichnungen am meisten auf sie zutrifft, antwortet sie: «Nachteule». Sie liebt Kleist und Hanfschnüre, die Ostsee und ihren inneren Schweinehund. Schreiben ist ihr Ventil, Sprechen ihre Kunst, Unterhalten ihre Leidenschaft. Auf die Bühne bringt sie all das, was sie dem Alltag abguckt und ablauscht, und natürlich all das, worüber sie so herzhaft lachen kann.