Sebastian Krämer
Tüpfelhyänen - Die Entmachtung des Üblichen
La CappellaSo
müssen Protestsongs sein: Scharfsinnig, witzig, tiefgründig, schmissig.
Und so versponnen, dass erst nach einer Weile deutlich wird, wogegen
sich der Protest eigentlich richtet: nämlich alle Erscheinungsformen von Phantasielosigkeit und Fremdbestimmung. Freiheit ist nichts für
zwischendurch und die Feierabende.
Wo es
Kabarettisten bei launigen Bestandsaufnahmen und Beschwerden zur
Stabilisierung ihres Anstosses bewenden lassen, macht Sebastian Krämer
Vorschläge: Kinos von aussen und Flohmärkte nur noch bei Regen zu
besuchen, sich in Fragen des Lebensstils ein Beispiel an den
Tüpfelhyänen zu nehmen und in Fragen der Haltung an halbautomatischen
Schallplattenspielern.
Wer
Krämer nicht kennt, der weiss vielleicht gar nicht, dass das
gleichzeitig geht: Musik, die berührt und überrascht und Texte von
eindringlicher Geschliffenheit, die ganze Romane in wenigen Minuten
erzählen, eine Kleinigkeit voll Humor zum Leuchten bringen, oder uns in
Abgründe des Schreckens oder der Sehnsucht reissen. Dazu eine einfühlsam filigrane Stimme, die die oft schonungslosen Scherze lapidar
überspielt, um den Feinheiten nachzuspüren.