Dass wir uns das getrost sparen können, zeigt Timo Wopp in seinem zweiten, ständig aktualisierten Abendprogramm Moral – eine Laune der Kultur. Denn schonungslos ungefiltert illustriert er, dass niemand uns mehr belügt als wir selbst. Und für diese These könnte es kein besseres Beispiel geben als ihn selbst.
Bei Timo Wopp wird alles Private politisch und damit angreifbar. Moralische Integrität – my ass!!! Jede Pointe ist ein distanzloses Eingeständnis der eigenen Ressentiments und des persönlichen Scheiterns. Er nennt das Kind beim Namen, so hässlich es auch sein mag. Dabei ist Timo Wopp in seiner Verlogenheit so bestechend ehrlich, dass einem beim Zuhören schon mal der eigene moralische Kompass durcheinander geraten kann. Aber zum Glück weiß Google ja eh immer, wo wir sind. Wer braucht da noch einen Kompass?
Ob Timo Wopp seinem Publikum einen Spiegel vorhält, das dürfen die Zuschauer selbst entscheiden. Wenn er es tut, dann wissen am Ende des Abends alle wie moralisch schizophren wir sind. Das ist traurig. Aber lustig war es schon.
Regie: Knut Gminder