
Theaterkabarett Birkenmeier vs. Andreas Thiel
Ein geballter Geburtstagscocktail
La CappellaSibylle: Dieser Wunsch ist ein Volltreffer! Genau das hab ich mir nie gewünscht. Aber nach so vielen Jahren auf der Bühne kann ich mir das leisten... Wir stehen allem, was Andreas vertritt, mit der total entgegengesetzten Haltung gegenüber. Das verspricht ja ein – im Sinne der SRG – politisch extrem ausgewogener Abend zu werden. Laut Thiel sind Leute, die denken wie wir, brainwashed und haben einen an der Waffel.
Michael: Dass Andreas uns seit Jahren mit einem farbigen Hahnenkamm darauf hinweist, wo genau sein Kopf ist, respektive sein Köppel, für diesen Hinweis sind wir ihm ewig dankbar. Es ist uns in der Schweiz vieles sehr fremd. Aber das sind bestimmt nicht die Asylanten. Zur Feier des Tages stehen wir mit Andreas auf derselben Bühne, wir sagen «hoi», obwohl wir das Heu gar nicht auf derselben Bühne haben. Das kann ja heiter werden! Aber ganz bestimmt wird es das.
Andreas: Die Intoleranz von Sozialdemokraten gegenüber Andersdenkenden ist ja schon legendär. Dass sozialdemokratische Kabarettisten gerne mehr Toleranz fordern, ist deshalb lustig, weil es nicht selbstironisch gemeint ist. Für einen Liberalen sind die Linken genauso intolerant wie die Rechten. Linke verteufeln uns Liberale als Rechte, während die Rechten uns als Linken beschimpfen. Da der Liberale, aus purem Liberalismus heraus, sowohl die Linken wie auch die Rechten toleriert, kommt er nicht ohne ein gehöriges Mass an Selbstironie aus. Und da die Selbstironie das Fundament für gutes Kabarett ist, müsste das Kabarett eigentlich logischerweise immer liberal sein. Dass gutes Kabarett trotzdem auch links sein kann, beweisen die Birkenmeiers. Dies stellt uns entweder vor ein ungelöstes Paradoxon, oder es ist der beste Beweis dafür, dass auch Sozialdemokraten über Selbstironie verfügen.